Europa unter sich
Der Tag beginnt sonnig und wir machen uns auf zum Frühstücks-Buffet. Das Buffet ist gross und vielfältig. Allerdings ist der Frühstücksraum recht gut gefüllt und ausserdem in ein schummriges dunkel gehüllt, während draussen die Sonne scheint. Wir packen unsere Teller und setzen uns draussen hin.
Hier draussen hört man alle möglichen Sprachen, die alle eines gemeinsam haben: Sie stammen aus Europa. Kein Amerikaner verirrt sich nach draussen. Ist ja schliesslich nicht klimatisiert hier…
Wir überlegen, wohin wir heute wandern gehen wollen. Eigentlich hätten wir mit Rücksicht auf die Kinder den Navajo Loop Trail im Auge gehabt, ist schliesslich der kürzeste aller Wanderwege innerhalb des Bryce-Amphitheaters. Aber dort befürchten wir Massenandrang. Im Gänseschritt in Einerreihe den Zick-Zack-Weg dort hinunter watscheln? Nääh. Jemand hat im netten Forum mal was vom Mossy Cave Trail geschrieben. Gemäss Beschreibung in der Nationalpark-Broschüre soll der Weg für ältere Leute und für kleiner Kinder geeignet sein. Ideal für uns also.
Mooshöhle
Mich plagt seit dem Vorabend ein heftiger Husten. Bevor wir also zur Wanderung aufbrechen, schauen wir im Ruby’s General Store nach, ob die auch Medikamente verkaufen. Wir finden einen eklig schmeckenden Hustensirup (erinnert mich an Lebertran), aber Hauptsache es hilft. Wenn wir schon mal da sind, kaufen wir auch gleich noch etwas Proviant ein, wir wissen ja nicht, wie lange die Wanderung wird.
Nach einer kurzen Autofahrt treffen wir am Parkplatz des Mossy Cave Trails ein. Kein anderes Auto hier, wird sind die einzigen, die sich hierher verirrt haben. Schon wenige Meter nach den Parkplatz sind wir der Überzeugung, dass es hier genau so schön ist – wenn nicht schöner – wie am Navajo Loop Trail. Wir sind inmitten der Hoodoos, und das ohne den mühsamen Abstieg.
Esther entdeckt eine gut genährte Eidechse, die wohl glaubt, durch ihre Tarnung genügend geschützt zu sein, um nicht fliehen zu müssen.
Unterwegs zum Mossy Cave entdecken wir eine Vielzahl toller Felsformationen.
Der Weg führt einem Bach entlang, was man hier im Bryce Canyon gar nicht erwarten würde. Es gibt sogar einen kleinen Wasserfall.
Der Weg zum Wasserfall ist leider gesperrt, so wandern wir etwas weiter bergauf zum Mossy Cave. Dieser ist dann wirklich genau das: Ein moosiger Felsüberhang. Nichts besonderes – hier gilt definitiv: Der Weg ist das Ziel. Und der lohnt sich.
Auf dem Rückweg bestaunen wir die tolle Landschaft nochmals aus einer anderen Perspektive.
Nach mehr als der Hälfte des Rückwegs begegnen wir den ersten entgegenkommenden Wanderern. Muss wohl wirklich ein Geheimtipp sein.
Badge Jagd
Wir fahren in den Hauptteil des Nationalparks hinein, denn wir wollen mal schauen, ob die Kids hier auch einen Junior Ranger Badge erlangen können. Auf dem Weg in den Park hinein, stehen endlich mal keine Touristenbusse vor dem Parkeingangsschild. Ein dermassen beliebtes Schild haben wir bisher noch nie gesehen, mal abgesehen vom „Welcome to fabulous Las Vegas“ Schild…
Die Regeln für den Badge sind hier einiges strenger als in Cedar Breaks. Wir müssen zwingend an einem Ranger Talk mitmachen, Ausflüchte von wegen Sprache werden nicht gelten gelassen. Vielleicht sind wir auch nur gerade an einen besonders harten Hund von Ranger geraten, wer weiss…
Wir fahren zum Sunset Point, wo gerade ein Geology Talk stattfinden soll.
Der Ranger ist ein deutscher, das kann man überdeutlich an der Aussprache erkennen. Aber der Talk findet in englisch statt, und die Kids finden es todlangweilig… bis… ja bis sie involviert werden.
Der Ranger sucht sich fünf Kinder aus, die Grössenmässig eine Treppe bilden – sie sollen der die verschiedenen Stufen des Grand Staircase darstellen. Unsere beiden Kids sind dabei. Sie verstehen zwar immer noch kein Wort, aber dabei sein ist alles.
Der Talk ist sehr informativ, aber die Hitze ist beinahe unerträglich. Wir sind froh, dass nach 20 Minuten Schluss ist, und der Ranger seine begehrte Unterschrift auf den Junior Ranger-Bogen setzt.
Um den Bogen fertig auszufüllen, müssen wir noch ein bisschen die Natur beobachten, ein paar Tiere suchen, Abfall zusammentragen und sonstige Aufgaben lösen. Deshalb fahren wir erst mal in Richtung Rainbow Point. Unterwegs halten wir an und geniessen Picknick in einem Föhrenwald.
Wir kriegen aufmerksamen Besuch, aber als angehende Junior Ranger wissen wir: Füttern schadet den Tieren langfristig. Also lassen wir das.
Am Rainbow Point geniessen wir die fantastische Rundumsicht.
Irgendwann haben wir uns aber auch hier sattgesehen und genügend Eindrücke für das Ausfüllen der Ranger Badge Unterlagen gesammelt. Nach einem kurzen Abstecher zum Bryce Point fahren wir ins Visitor Center.
Hier kontrolliert die Rangerin tatsächlich sehr genau, ob alle relevanten Seiten in den Unterlagen ausgefüllt sind. Nach ein paar Minuten ist alles klar, und die Kids leisten einmal mehr den Junior Ranger Schwur.
Geschafft!
Abtauchen
Jetzt haben wir uns ein paar ruhige Minuten am Pool redlich verdient. Es zieht ein Gewitter auf und der Wind bläst enorm. Einige Böen reissen sogar die Schutzverkleidung vom Behindertenlift des Pools. Mit Mühe schaffen wir es, sie wieder zu befestigen. Den Kids ist das ziemlich egal. Sie tauchen im Pool umher, wie wenn die Sonne vom Himmel brennen würde.
Nach einer halben Stunde am Pool fängt es dann tatsächlich an zu regnen und die Abstände zwischen Blitz und Donner werden immer kürzer. Zeit, uns in’s Zimmer zu verziehen.
Wir essen mangels brauchbarer Alternativen abermals im Ruby’s Inn. Es gibt zwar ein paar andere Restaurants hier, aber die gehören alle zum selben Unternehmen. Wir vermuten mal, dass überall dasselbe Preis-/Leistungsverhältnis zum tragen kommt.
Weil es immer noch regnet, ist heute Abend mal Fernsehen und Spielen im Zimmer angesagt, bevor’s in die bequeme Heia geht.