Gigantismus
Heute sind wir mal nicht so früh wach. Typisch, wenn man den Jetlag mal brauchen könnte, ist er weg. Wir schnappen uns einen Kaffe „to go“ an der Frühstückstheke, lassen den Valet das Auto apportieren und fahren auf dem Strip nordwärts.
In den letzten Tagen war immer mal wieder die unglaubliche Grösse der Hotels hier das Thema. Die Kinder, vor allem Jonas, sind fasziniert von Superlativen. Wir haben ihm schon erzählt, dass wir während der Reise den grössten Baum der Welt sehen würden, dass auch das grösste Hotel der Welt dabei sein würde, damit hatten wir gar nicht gerechnet.
Wir googlen das ganze mal, und finden raus, dass Las Vegas ein riesiger Tummelplatz für die grössten Hotels der Welt ist. Gemäss Wikipedia sind 8 der 10 grössten Hotels der Welt hier. Die aktuelle Liste (2013) ist wie folgt:
- Venetian Resort, 7128 Zimmer
- MGM Grand Hotel, 6852 Zimmer
- First World Hotel Genting (Malaysia), 6118 Zimmer
- Mandalay Bay Resort, 4752 Zimmer
- Wynn, 4750 Zimmer
- The Luxor Hotel, 4400 Zimmer
- Ambassador City Jomtien Pattaya (Thailand), 4210 Zimmer
- Excalibur Hotel, 4008 Zimmer
- Aria Resort & Casino, 4004 Zimmer
- Hotel Bellagio, 3933 Zimmer
Das Erstaunliche ist, dass Jonas diese Liste auswendig kann. Das Gehirn von 7-jährigen hat eine unglaubliche Saugkraft. Leider nicht so wie ein Dyson, denn wir wissen ja, dass die Saugkraft mit den Jahren abnimmt 🙂
Während wir also den Strip hochfahren, wird bei jedem Hotel von der Rückbank aus kommentiert, um das wievielt-grösste Hotel es sich handelt…
Im Norden der Stadt, an der Craig Rd, verlassen wir den Interstate 15, um zu Frühstücken und uns Wasser- und Futtertechnisch aufzurüsten. Ausserdem ist unsere kleine Kühlbox voller m&m’s und wir kaufen eine zweite, grössere Box, um die Früchte und Getränke kühl lagern zu können. Merken: Das nächste Mal gleich von Anfang an die grosse Box kaufen.
Die Karre will vollgetankt werden. Erstaunlicherweise klappt die Kreditkartenzahlung an der Säule durch Eingabe der Schweizer PLZ mit vorangestellter 0.
Feuertal
Es kann los gehen. Wir fahren auf dem Interstate 15 bis zum Abzweiger, der in’s Valley of Fire führt. Von da an ist die Strasse richtig schön zum fahren. Es wimmelt von leichten Kurven und langgezogenen Bodenwellen, die wir „Whooopeeee!“ taufen.
Ziemlich genau um 10 Uhr sind wir am Eingang des State Parks.
Wir sind das erste Mal hier und sind gespannt, was uns erwartet. Wenige Minuten später sind wir an der Zahlstelle. Die Instruktionen sind einfach und leicht verständlich.
Wir haben zwar keine Strassenkarte des VoF, aber hier gibt’s eine Übersichtstafel, die wir mit dem SmartPhone knipsen und ab sofort als Karte benutzen können.
Wir fahren langsam weiter und halten alle paar Meter an, um ein paar Fotos zu schiessen. Das Rot der Felsen ist einfach unglaublich.
Die Temperaturen sind im angenehmen Bereich und wir fahren mit offenen Fenstern. Das Rein- und Raus mit Klimaanlage ist einiges unangenehmer, als mit offenen Fenstern immer die gleiche Temperatur zu fühlen.
Der erste Viewpoint ist erreicht, die Bee Hives. Wir steigen aus und erkunden die Gegend.
Die Kinder lieben diese Felsen. Sie klettern überall rum und entdecken kleine Höhlen und Löcher.
Uns fasziniert vor allem der Kontrast des frischen Grün mit dem satten Rot hier.
Genug herumgeklettert, es geht weiter. Nächster Halt: Atlatl Rock.
Hier treiben sich Streifenhörnchen rum, die überhaupt keine Angst vor Menschen zu haben scheinen. Die Temperaturen sind schon merklich gestiegen. Während Esther beschliesst, im Schatten bei den Parkplätzen zu warten, besteige ich mit den Kindern die Treppe am Fels.
Oben angekommen geniessen wir den Ausblick und versuchen zu entziffern, was die Indianer-Zeichungen im Stein heissen könnten.
Wieder unten, muss erst mal ein grosser Schluck Wasser her. Inzwischen sind es schon 108° F (42.2° C). Wir fahren weiter, den Scenic-Offroad-Loop am Arch Rock vorbei.
Am Visitor Center angekommen, erstehen wir ein paar Magnete und eine „Nevada State Parks“-Mütze für mich. Wir gucken uns die Schlangen in den Terrarien an und sind froh, dass wir keiner davon draussen begegnet sind. Ausserdem geniessen wir die kühle Luft da drin. Wir schliessen die Fenster am Auto und fahren von jetzt an klimatisiert durch die Gegend.
Am Mouse’s Tank vorbei fahren wir bis zu Rainbow Vista. Was für eine Strasse. Was für ein Ausblick. Die Farben sind unglaublich zart und trotzdem intensiv. Kann ich mit meiner All-In-One-hauptsache-bequem-Kamera gar nicht festhalten.
Bei Rainbow Vista ist es uns dann definitiv zu heiss. Wir kehren um und fahren die tolle Strasse zum Visitor Center zurück. Wir wären gerne noch zu den White Domes gefahren und auch die inzwischen berühmte „Fire Wave“ hätten wir uns gerne angesehen. Aber wir brauchen ja einen Grund, wieder herzukommen.
Beim Ausgang des Parks ist der Trail zum Elephant Rock. Ich möchte den eigentlich schon gerne sehen, schliesslich habe ich davon schon viele Fotos gesehen. Die Familie will im Auto warten. Ich mache mich mit einer Flasche Wasser und der Kamera auf den Weg. Nach nicht einmal 100 Metern ist mir dann aber doch zu heiss. Schweren Herzens wird auch diese Location auf ein nächstes Mal verschoben und ich kehre zum Auto zurück.
Auf nach St. George
Nach 30 Minuten fahrt im kühlen Auto sind wir alle wieder fit und hungrig. In Overton stillen wir den Hunger bei McDonalds.
Auf dem Interstate kommen wir gut voran und sind bald bei der Virgin River Gorge. Durch diese Schlucht bin ich bisher immer nur von Norden gefahren. Von da aus ist es vor allem eine schöne, runde, kurvige Strecke. Mir fällt erst jetzt beim Hinauffahren auf, wie wunderschön hier die Felsen sind. Vielleicht hilft der Blick gegen oben beim Rauffahren, während beim Hinunterfahren der Blick eher gesenkt ist.
Kurze Zeit später treffen wir in St. George ein und checken in unser Hotel ein. Wir haben uns das Best Western Plus Abbey Inn ausgesucht. Der Check-In ist nett, das Zimmer gross und der Pool schön warm. Während die Kinder im Pool Volleyball spielen, beschliesse ich, das Field Office des Bureau of Land Management zu besuchen, dass ganz in der Nähe des Hotels ist. Wir wollen morgen Cedar Breaks besuchen und ich bin mir nicht sicher, ob ich dort einen National Park Pass kaufen kann, oder nur den Einzeleintritt für den Park. Also kauf ich den National Park Pass hier. Ich bin 2 Minuten vor 5 Uhr (und damit Büroschluss) dort – und die fahren extra die PCs nochmals hoch, damit sie meine Kreditkarte belasten können. Das nenn‘ ich mal Service.
Pizza
Gegenüber des Hotels gibt’s einen Pizza Hut. Den haben wir für unser heutiges Nachtessen auserkoren.
Wir stehen 5 Minuten lang im Empfangsbereich rum, aber keiner will uns einen Tisch zuweisen. Genervt suchen wir einen Angestellten und fragen ihn, ob heute geschlossen sei, oder warum wir nicht bedient würden. Der meint lapidar, wir sollten uns irgendwohin setzen und dann am Tresen die Bestellung aufgeben. Aha.. ein Pizza Hut, der nicht bedient ist? Bei Pizza Hut Express, ja, aber bei Pizza Hut…? Whatever, Trinkgeld ist jedenfalls gestrichen für heute.
Die Hitze heute hat ihre Spuren hinterlassen und wir sind enorm müde. Zeit für’s Bett.