Tag 16 (16.8.2003)
Die Rundreise soll heute in Toronto zu Ende gehen. Weil der Weg nach Toronto aber nicht sehr weit ist, beschliessen wir unterwegs das Dörfchen Niagara-on-the-lake zu besuchen.
Erstaunlicherweise fahren wir auf dem Weg dorthin durch Weinreben. Später erfahren wir, dass Niagara-on-the-lake eines der bekanntesten Weinanbaugebiete Kanadas sein soll.
Das Dorf ist sehr hübsch, es reihen sich Blumenläden an Strassencafés und Souvenirläden. Man scheint auf Touristen eingestellt zu sein, aber es sind fast keine da.
Nach einer ausgiebigen Erkundungstour fahren wir weiter nach Toronto. Beim Reinfahren in die Stadt fällt uns auf, dass nicht sehr viel Verkehr herrscht. Keine Ampeln funktionieren. Auf den Kreuzungen stehen… Geschäftsleute im Anzug mit Aktenkoffer und regeln den Verkehr…? Die haben hier immer noch keinen Strom!
Aufgrund der Tatsache, dass es in Niagara Falls und auch in Niagara-on-the-lake die ganze Zeit Strom gab, ist uns das Ausmass des ganzen nicht bewusst gewesen. Da die Polizeit nicht genügend Leute hat, um alle Kreuzungen in Toronto zu betreuen, übernehmen das irgendwelche Passanten, die sich nach jeweils ein paar Minuten ablösen. Das klappt sehr gut, wir sind überrascht, wie unkompliziert und hilfsbereit hier alle mit dem Stromausfall umgehen.
Während wir im Hotel auf den Check-In warten, kommen wir mit einem älteren englischen Ehepaar ins Gespräch. Wir erfahren von ihnen, dass es nur ganz vereinzelt Strom gibt und dass auch diese „Inseln“ die kurzfristig Strom haben, von „rolling black-outs“ betroffen sind, also von unvorhersehbaren Stromunterbrüchen.
Da der Stromausfall hier schon seit 2 Tagen anhält, haben gewisse Restaurants angefangen, auf der Strasse BBQs zu veranstalten, da das Fleisch sonst in den ungekühlten Kühlhäusern vergammeln würde.
Ohne Computer dauert der Check-In vieler Gäste länger und das Hotel ist offensichtlich auch dran, Aufenthalte anderer Gäste zu verlängern, Zimmer umzubuchen und Verpflegung und Wasserflaschen zu besorgen. Nach ca. 90 Minuten dürfen wir dann endlich einchecken und unser Zimmer im 26. Stock beziehen. Der Fahrstuhl hat zwar zwischenzeitlich immer mal wieder Strom, man lässt aber nur Koffer damit fahren, die Gäste müssen die Treppe benutzen und dürfen ihrem Stockwerk dann die Koffer aus dem Lift nehmen – nach entsprechender Wartezeit natürlich. Da wir morgen nach Florida abfliegen, reicht es nicht, nur das nötigste aus dem Auto auf’s Zimmer mitzunehmen, wir müssen die ganzen Koffer und Handgepäckstücke für den Flug sauber zusammenpacken.
Erst mal oben im Zimmer angekommen, werfen wir uns aufs Bett und erholen uns von der Treppensteigerei. Plötzlich durchfährt uns ein Gedanke – es ist bald dunkel und wir können nicht im dunkeln packen. Licht gibt’s ohne Strom leider keines. Also auf in die Stadt, wir versuchen eine Taschenlampe zu erstehen, um im Dunkeln packen zu können.
Tatsächlich hat ein grösseres Warenhaus geöffnet (die meisten Geschäfte sind wegen des Blackouts geschlossen) und wir schaffen es, nach einigem hin und her tatsächlich eine überteuerte Taschenlampe zu erstehen. Batterien gibt’s allerdings im 5. Stock, welchen wir zu Fuss erklimmen. Um Strom zu sparen sind die Rolltreppen ausser Betrieb. Dort will man uns allerdings trotz der Erklärung unserer Situation nichts mehr verkaufen. Ladenschluss. Genervt schnappe ich mir eine Batterie-Packung und erkläre dem Angstellten, dass ich die Batterien dann halt klauen werde, falls er nicht bereit sei, die Kasse nochmals zu öffnen und zu kassieren. Na bitte, klappt doch. Ich darf meine Batterien doch bezahlen und wir verlassen das Warenhaus im Halbdunkel (die 4 Stockwerke unter uns sind schon geschlossen).
Etwas zu futtern wäre jetzt noch gut. Das Hotelrestaurant hat nicht geöffnet und die meisten anderen Restaurants sind ebenfalls geschlossen. Ein Imbisswagen am Strassenrand verkauft uns schliesslich seine letzten Hamburger, welche wir in der Dämmerung draussen in einem Stadtpark geniessen. Auf dem Foto ist übrigens auch die Taschenlampe und die Batterien zu erkennen.
Später am Abend kehrt der Strom immer mehr zurück und wir brauchen die Taschenlampe glücklicherweise doch nicht zum packen. Aber das Hotelmanagement erlaubt die Benutzung des Fahrstuhls nicht, weil es jederzeit wieder einen Stromausfall geben könnte. Ausserdem bittet man uns, möglichst wenig Strom zu brauchen, also kein TV und nur Licht so lange wie nötig. So schleppen wir uns auf’s Zimmer hoch, packen unsere Koffer und gehen mit den Hühnern in’s Bett.