Mittwoch, 31. Juli 2013: Disneyland

Früh auf!

Heute soll’s also ins Disneyland gehen. Gestern habe ich im Haus noch das Buch „The Insider’s Guide to Disneyland“ gesehen, welches offensichtlich von einem Vormieter hinterlassen worden ist. Darin sind Strategien und komplette Drehbücher enthalten, welche Attraktionen man sich in welcher Reihenfolge und mit welchen FastPasses ansehen soll, um das Maximum aus einem Parkbesuch rauszuholen. Nach einer Stunde hab‘ ich das Buch weggelegt und entschieden, dass wir nicht im Eilzugtempo durch den Park hetzen werden, sondern gemütlich dorthin gehen werden, wohin uns die Laune verschlägt. Zwei Dinge habe ich aber trotzdem mitgenommen:

  1. Bis 11 Uhr ist der Park noch nicht voll und man sollte wenn möglich die Bahnen, die einen interessieren bis dahin hinter sich haben
  2. Neue Bahnen sind besonders begehrt und sollten als Erstes am frühen Morgen besucht werden.

Ich interessiere mich schon seit ewig für Star Wars, habe meinen ersten Film „Return of the Jedi“ als zwölfjähriger 1984 im Kino gesehen. Mit den neuen Filmen kann ich zwar nichts anfangen, aber „Star Tours“ ist im Disneyland dieses Jahr neu wiedereröffnet worden mit neuen Szenen und neuer Technik. Das will ich sehen.

Der Plan für den Tag lautet also: Gleich zur Parköffnung rein, zuerst zu Star Tours, alles andere nehmen wir dann wie’s kommt.

Zuerst gibt’s aber leckeres Frühstück mit Toast, Konfitüre, Honig und Milch.

Mausland

Um 07:30 fahren wir auf den Parkplatz im Disneyland rein und gondeln dann mit dem Shuttlebus zum Parkeingang. Die Warterei auf den Shuttle, die vielen Sicherheitshinweise bevor’s endlich losgeht… zu Fuss wären wir gleich schnell beim Parkeingang gewesen. Egal. Wir sind da und können sofort in den Park rein, obwohl es noch nicht ganz 8 Uhr ist. Allerdings ist dann am Ende der Main-Street Schluss mit Lustig. Dort ist alles noch gesperrt und wir warten zusammen mit der restlichen Meute darauf, dass der Park „offiziell“ geöffnet wird. Pünktlich um 8 werden die Absperrbänder entfernt und aus den Lautsprechern beginnt fröhliche Musik zu säuseln, die uns von jetzt an den ganzen Tag begleiten wird.

Star Tours ist gleich beim Parkeingang rechts, es sind keine Leute da – wenigstens fast keine. Wir stehen nur gerade mal 5 Minuten an, bevor wir dran sind. Die Schilder mit Hinweisen wie „2 Stunden Wartezeit ab hier“ an denen wir vorbeikommen zeigen, dass es irgendwann später am Tag vermutlich viel übler sein wird…

Die Wartezeit wird zusätzlich versüsst durch Roboter und Animatronics, die überall entlang der Warteschlange platziert sind. C3-PO wartet schon auf uns.

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Die 3D Brillen sind bereit, es kann losgehen.

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Nach Star Tours geht’s weiter im Tomorrowland. Wir kommen zu einer Anlage, wo die Kinder selber Autofahren dürfen. Es gibt eine Grössenbeschränkung, aber unsere Kinder sind beide schon gross genug. Die Frau, die vor uns hat zwei Kinder dabei, von welchen eines ganz klar zu klein ist. Das scheint sie aber nicht zu kümmern.

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Wir setzen uns in’s Auto und fahren los. Doch nach 10 Metern ist schon Schluss. Ein Auto steht vor uns und fährt einfach nicht. Auch aufmunterndes „Drück mal auf’s Gas“ hilft nicht weiter. Auf den zweiten Blick wird klar: Es ist das zu kleine Kind von vorhin, das leider nicht bis ans Gaspedal runter kommt… Es dauert ein paar Minuten, bis auch den Betreuern der Anlage klar wird, dass hier etwas nicht stimmt und sich ein Disneymitarbeiter zu dem Kind setzt und für es das Gaspedal runterdrückt. Die Mutter des Kindes ist nirgendwo – die sitzt vermutlich mit dem grösseren Kind im Auto und ist längst über alle Berge. Herr, Schmeiss‘ Hirn vom Himmel…

Wir kommen bei Alice im Wunderland vorbei, aber die Bahn ist für unsere Kids „zu babyg“. Die Dekoration darum herum mag allerdings zu faszinieren.

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Kurz darauf sind wir am Matterhorn. Jonas will nicht auf eine so grosse Achterbahn, was durchaus verständlich ist, denn die Leute oben auf der Bahn sind alle am kreischen. Also geht’s weiter zur Geisterbahn. Die Kutsche mit dem unsichtbaren Pferd vor dem Geisterhaus fasziniert Anna unheimlich.

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Erstaunlicherweise haben die Kinder keine Angst, in die Geisterbahn mitzukommen. Im Gegenteil, sie finden sie stellenweise sogar lustig. Tatsächlich ist die Bahn nicht sehr auf Schockeffekte angelegt, sondern eher auf einen wohligen Grusel mit einem Schuss Humor.

Nach der Geisterbahn fahren wir mit dem Zug, welcher rund um den ganzen Disneyland-Park herumfährt eine Station weiter. Es hat immer noch nicht sehr viele Leute im Park.

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Wir kommen nach Toontown, der Heimat von Roger Rabbit. Dieser Bereich des Parks scheint uns besonders für kleinere Kinder angelegt zu sein. Es gibt nicht sehr viele Fahrgeschäfte, sondern mehr Spielplatze, wie zum Beispiel Goofy’s Haus. Der ist grad‘ vor Ort für einen Fototermin.

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Goofy findet es besonders cool, das unsere Kids „seine“ Farben tragen.

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Weiter hinten in Toontown befindet sich eine Kinderachterbahn. Keine Loopings oder Korkenzieher, einfach nur ein bisschen hoch und runter. Die Kids lieben die Bahn, und weil es fast keine Leute hat, können sie drei mal hintereinander drauf, ohne Anzustehen.

Langsam wird es warm und der Park beginnt sich mehr zu füllen. Zeit für eine kleine Eispause. Frisch gestärkt versuchen wir unser Glück bei „Pirates of the Carribean“. Hier hat es zum ersten Mal eine richtige Menschenschlange – die stehen sogar bis draussen vor der Bahn an, was aber vor allem daran liegt, dass noch nicht der ganze Wartebereich geöffnet ist.

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Nach 10 Minuten sind wir im Wartebereich, wo ein paar Bilder der Figuren an die Wände gemalt sind. Captain Jack Sparrow ist offensichtlich nach dem Erfolg der Kinofilme neu gestaltet worden.

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Nach weiteren 10 Minuten sind wir im Boot und geniessen die Fahrt durch die Piratenlandschaft. Jetzt haben wir aber doch richtig Hunger und essen im Bistro am See zu Mittag.

Nachmittagsgewühl

Wir sind am Morgen schon ein paar Mal an Splash Mountain vorbeigekommen, aber die Attraktion war den ganzen Morgen geschlossen wegen technischer Probleme. Jetzt nach dem Essen kommen wir wieder daran vorbei und die Bahn hat erst gerade vor ein paar Minuten aufgemacht. Da versuchen wir doch mal unser Glück. Tatsächlich ist die Schlange nicht sehr lang und so sind wir bereits nach 15 Minuten dran.

Während wir Anstehen, frage ich einen Mitarbeiter, wo man denn am meisten vollgespritzt wird, denn wir sehen Leute aus der Bahn kommen, die nass sind bis auf die Knochen. Er meint, dass man nur auf dem vordesten Platz so richtig was abbekommt, auf den hinteren sei es nicht so schlimm.

Bevor man Einsteigen kann, werden die Plätze zugewiesen. Wir kriegen die vorderen 4 Plätze, ein Päärchen soll hinter uns auch noch in dem 6-Sitzer Platz nehmen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt: Ich frage das Päärchen, ob sie vielleicht vorne sitzen möchten. Der Typ sagt sofort ja. Ich erkläre ihm aber ehrlich, dass man vorne ganz schön nass werden könne. Er will trotzdem. Er meint zu seiner Freundin lapidar „Honey, you sit in front“ (Schatz, du sitzt vorne) und setzt sich hinter sie.

Die Fahrt ist cool. Nur Jonas hält sich dermassen fest an den Griffen fest, dass die Knöchel ganz weiss hervorstehen. Trotzdem gefällt es ihm, wie uns auch. Die Freundin des netten Amis ist übrigens am Schluss der Fahrt klitschnass, aber das scheint ihr egal zu sein… 🙂

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Der Park ist inzwischen gut gefüllt und es ist schwer, sich durch die Menschenmassen zu kämpfen. Die Hitze tut ihr übriges, dass es langsam etwas unangenehm wird. Aber die Stimmung ist immer noch gut.

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Als nächstes wollen wir Storybook Land angucken. Die Schlange sieht kurz aus, es dauert dann aber doch eine halbe Stunde, bis wir endlich einsteigen können. Zum Glück haben wir einen Lolli für die Kids dabei, um die Wartezeit zu versüssen.

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Nach der Fahrt durch die liebevoll angelegte Miniatur-Märchenlandschaft ist eine Safari auf dem Dschungelboot angesagt. Hier stehen wir sehr lange an. Aber es lohnt sich. Die Fahrt ist überraschend und ausgesprochen lustig. Der Bootsführer reisst die ganze Zeit über nur Sprüche.

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Langsam wird’s Zeit für die Parade am Nachmittag. Vorher besuchen wir aber noch Tarzan’s Baumhaus. Ganz schön hoch und für mich mit Höhenangst schon an der Grenze des erträglichen.

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Parade

Die Nachmittagsparade steht unter dem Motto „Music Celebration“ und fängt erst in einer halben Stunde an. Trotzdem sind die ganzen Plätze auf der Schattenseite der Main Street schon besetzt.

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Wir stellen uns auf die heisse Sonnenseite und warten auf dem Randstein sitzend, bis die Parade beginnt.

Die Parade besteht aus Tänzern, rollenden Bühnen und viel Musik. Alle stellen einen bestimmten Disney-Film, respektive Figuren aus den Filmen dar.

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Die Prinzessin mit dem blauen Kleid hinten auf dem Wagen winkt Anna zu. Nur ihr, wie Anna betont. Der Tag ist in ihren Augen soeben von „super“ zu „perfekt“ hochgestuft worden. Den ganzen Abend schwärmt sie uns vor, dass die Prinzessin ihr zugewunken und sie angelächelt habe.

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Die ganze Parade ist hochprofessionell und enorm perfekt – und das bis zur letzten Sekunde. Wir gehen der letzten Gruppe von Tänzern hinterher, weil wir zum Ausgang wollen. Die tanzen tatsächlich bis zur letzten Sekunde voll durch. Selbst nachdem sie durch’s Tor nach draussen den Künstlerbereich erreicht haben: Es wird getanzt, so lange wir sie sehen können. Und das nach über einer Stunde, bei der Hitze!

Wie gerade erwähnt, verlassen wir den Park gleich nach der Parade. Wir sind seit mehr als 9 Stunden fast ohne Pause auf den Beinen, die Hitze ist enorm und die Menschenmassen erlauben praktisch kein Durchkommen mehr. Länger hier zu bleiben wäre nur noch Stress und hätte mit dem eigentlichen Ziel einen Vergnügungsparks – Vergnügen – nichts mehr zu tun.

Schlappappappizza

Wir sitzen in den Shuttlebus, lassen uns zum Parkplatz chauffieren und besteigen unser Auto, an welchem sich eine Spinne richtig viel Mühe für ein Netz zwischen Aussenspiegel und Tür gegeben hat.

Im Haus angekommen fläzen wir uns auf’s Sofa und überlegen, wie wir am einfachsten an eine Pizza rankommen. Jetzt noch in die Küche zu stehen und selber was zu kochen fällt beim aktuellen Schlappheitsgrad flach.

Keine Pizza-Kurier-Prospekte im Haus. Mist. Also bemühen wir das Internet und finden raus, dass ein paar hundert Meter vom Haus ein Pizza Hut ist, der liefert. Bestellen könnte man zwar über Internet, aber das Formular verlangt eine Telefonnummer, und zwar eine aus den USA. Meine Handynummer kann ich also nicht angeben und im Haus gibt es kein Telefon. Also doch nochmals raus…

Wir gewöhnen uns an den Gedanken, statt zu Hause im Pizza Hut zu essen, und freuen uns schon drauf. Wir setzen uns mit letzer Energie nochmals ins Auto und fahren dorthin. Pah… das ist ein Pizza-Hut ohne Restaurant, nur für Abholer. Na gut. Wir bestellen unsere Pizza, nehmen sie 10 Minuten später in Empfang und fahren wieder nach Hause. Da hätte ich auch alleine hinfahren können und hätte nicht die ganze Familie nochmals aufscheuchen müssen. Egal. Wieder zu Hause verzehren wir die Pizza genüsslich am Esstisch bei laufendem Nickelodeon und fallen kurze Zeit später todmüde ins Bett.