Flughafen
Morgens um 07:00 sind wir am Frühstücksbuffet im Sheraton Skyline. Das Buffet ist zwar eher unter Durchschnitt, aber im Vergleich zum Abendessen von Vorabend geradezu ein Festmahl.
Mit dem Hotel Shuttle um 07:30 fahren wir zum Flughafen. In 10 Minuten sind wir da und begeben uns Schnurstracks zum British Airways Schalter. Der Angestellte, Gary, hört sich unsere Geschichte an und meint, dass er hofft, uns nicht erst am Montag, sondern heute schon nach Las Vegas befördern zu können.
Nach ein paar Minuten Rumgehacke auf der Tastatur ist er allerdings frustriert und meint, dass es selbst bei anderen Airlines keine freien Plätze mehr gäbe. Mist. Hätten wir doch gestern Abend noch an den Flughafen fahren sollen und uns umbuchen lassen?
Wir fragen nach, wie’s aussieht, wenn er uns statt nach Las Vegas nach Los Angeles verfrachten würde. Er meint, dass es da noch Platz gäbe bei United, allerdings sei dann von Los Angeles nach Las Vegas kein Anschlussflug mehr verfügbar. Egal. Wir fliegen nach Los Angeles, von dort aus kommen wir dann schon irgendwie nach Vegas.
Gary bucht uns um, druckt die Tickets aus und schickt uns zum United Schalter für den Check-In. Das Gepäck würde automatisch umgeroutet, wir bräuchten es nicht abzuholen und wieder einzuchecken, meint er… ob das klappen wird?
Egal. Gary: You made my day! Der erste und einzige hilfreiche BA Angestellte in den letzten 24 Stunden. Wir bedanken uns tausendmal und verschwinden in Richtung United Airlines.
Nur Fliegen ist schöner
Am United Schalter erfahren wir, dass wir mit einer Boeing 777 nach Los Angeles fliegen werden. Toll – mit dem Vogel bin ich noch nie geflogen. Man findet allerdings keine 2 Sitze nebeneinander. Nach einigem Suchen dann doch, aber in der Economy Plus. Da sind noch zwei Sitze nebeneinander frei. Hinterste Reihe, deshalb nur 2 statt 3 Sitze in einer Reihe am Fenster. Optimal für uns. Wir zahlen den Aufpreis für Eco-Plus per Kreditkarte und freuen uns auf mehr Beinfreiheit.
Man teilt uns noch mit, dass der Flug Verspätung habe. Wir müssen uns nicht beeilen, um an’s Gate zu kommen. Na toll… unsere Flüge haben irgendwie alle den Wurm drin. Egal. Wir watscheln durch die Shoppingmeile des Terminals und erkunden alle Shops sehr gründlich. Immer wieder werfen wir einen Blick auf die Anzeigetafel. Dort ist unser Flug zwar drauf (zuoberst links), aber immer noch kein Gate.
Selbst 30 Minuten vor dem geplanten Abflug ist immer noch kein Gate angezeigt. Diesen Flug wollen wir aber auf keinen Fall verpassen und so fangen wir mit anderen Leuten an zu quasseln, die ebenfalls nach Los Angeles wollen. Die sind nicht schwer zu finden, sind es doch dieselbe Leute die auch schon seit 2 Stunden ihre Runden in der gleichen Shoppingmeile drehen. 🙂
Einer hat die Heathrow-App auf seinem Mobiltelefon und erklärt, dass dort das Gate schon drauf sei. Er zeigt es uns und wir machen uns alle gemeinsam auf den Weg zum gelobten Gate.
United hat ein neues System, um die Leute effizienter einsteigen zu lassen. Es gibt „Gruppen“ und pro Gruppe eine separate Schlange, in der man sich anstellen soll. Irgend ein schlauer Kopf hat berechnet, dass durch schnelleres Boarding die Zeit des Flugzeuges am Boden verringert werden kann, es also mehr Profit abwirft. Grundsätzlich eine gute Überlegung. Das System würde vermutlich funktionieren, und sogar schneller sein als das übliche Boarding-Chaos, wenn man nicht zuerst die Vielflieger, Familien und sonstige Sondergruppen vorher einsteigen lassen würde… dadurch verpufft meiner Meinung nach die Wirkung des neuen Einsteige-Konzepts total. Auch egal – Hauptsache wir kommen hier endlich weg.
United hat eine seltsame Business Class: Die Hälfte der Passagiere fliegt Rückwärts, wie im Zug. Sowas hab‘ ich noch nie vorher gesehen.
Endlich auf dem Sitz angekommen, können wir den Pushback kaum erwarten. Diesen ungastlichen Flecken Erde endlich verlassen zu können ist ein Hochgenuss…
Der Eco-Plus Upgrade hat sich definitiv gelohnt. Die Beinfreiheit ist besser als in der restlichen Economy. Ob die Sitze generell bequemer sind, kann ich nicht beurteilen, aber sie sind recht bequem.
Das In-Seat-Entertainment System funktioniert mit Touch-Screen. Die Kopfhörer-Buchse ist für Standard Klinkenstecker, der 2-er-Adapter wird nicht benötigt. Die meisten Filme sind in mehreren Sprachen verfügbar, sogar in Deutsch. Das hätte ich ja von einer Ami-Airline nicht erwartet. Repekt.
Nach kurzem Taxi fliegen wir los in Richtung gelobtes Land…
Das Essen sieht schlechter aus, als es schmeckt.
Nach 10 Stunden und ein paar zerquetschten landen wir in LAX. Amerika hat uns wieder. 🙂
LAX
Die Schlange bei der Einreise ist gut 30 Minuten lang. Vor uns in der Queue steht ein Typ, der die ganze Zeit mit Kopfhörern in den Ohren am tanzen ist. Das wäre grundsätzlich egal, wenn er bei seiner Tanzerei nicht die ganze Zeit gegen andere Leute stossen würde. So ein seltsamer Vogel ist mir noch selten untergekommen. Wir versuchen genügend Abstand zum ihm einzuhalten, um nicht dauernd von ihm angerempelt zu werden, aber der Typ versteht das nur als Einladung, noch heftiger zu tanzen… Nicht aufregen… der Tag ist noch lang…
Immigration ist dann relativ kurz. Was arbeitest du? Was machst du in den USA? Wie lange bleibst du? Fertig.
Den Koffer haben wir nach 2 Minuten. Das mit dem umrouten in LHR hat tatsächlich funktioniert! Dummerweise ist die Schlange am Zoll noch länger, als bei der Immigration. Aber ohne den Tanzbären vor uns ist das Anstehen gleich viel angenehmer. Nach weiteren 45 Minuten sind wir dann endlich durch und können den leeren Alamo-Shuttle besteigen.
The Battle of Alamo
Am Alamo Schalter stehen nicht besonders viele Leute an. Nach 10 Minuten bin ich dran.
Der Schalterbeamte ist hilfreich und meint, dass die Umbuchung unseres Vouchers von LAS nach LAX möglich sei. Wir verlören halt einfach einen Tag, der schon vorausbezahlt sei. Egal, darum kümmern wir uns später mit British Airways.
Leider sei unsere für LAS gebuchte Wagenkategorie nicht mehr Verfügbar, er müsse uns einen Upgrade auf einen Suburban verkaufen. Kostenpunkt: 85 USD. Natürlich ist das gelogen, aber ich willige ein, denn ich habe einfach keine Lust mehr auf Diskussionen mit irgendwelchen Leuten – ich will nur noch nach Las Vegas. Roadside Assistance lehne ich aber trotzdem entschieden ab – bin ja kein Anfänger…
Der Dispatcher draussen vor dem Alamo-Gebäude meint, dass er uns in 5 Minuten einen Suburban vorfahren werde. Weitere 10 Minuten später frage ich nach. Jaja – in 5 Minuten kommt ein Suburban. Nach weiteren 10 Minuten platzt mir der Kragen. Ich marschiere wieder ins Gebäude rein und verlange den Manager. Der kommt nach kurzer Zeit mit mir nach draussen und erklärt, er würde mir jetzt persönlich einen Suburban besorgen. Nach weiteren 10 Minuten findet er keinen Suburban und will mir stattdessen einen seltsamen Ford „Flex“ andrehen, der zwar wie ein Offroader aussieht, aber mit Schürzchen und Zierleisten eher wie ein gepimpter Mini wirkt.
Gerade als ich so richtig anfangen will, auszuteilen, fährt hinter uns ein Suburban durch in einen Parkplatz. MEINS!!!!!! Ich pack‘ mir den Schlüssel vom Alamo-Mitarbeiter, der aus dem Teil austeigt und werfe meine Koffer hinten rein, noch bevor der Manager was sagen kann. Motor an – und weg. Es ist 18:30 Ortszeit, als wir endlich den Weg nach Las Vegas unter die Räder nehmen können – wir sind beide schon seit 06:30 London Zeit wach, also seit genau 20 Stunden.
Drive
Jens hat während ich mit Alamo gestrittten habe ein paar Colas und Mineralwasser aus den Automaten im Alamo-Gebäude gezogen. Das ist jetzt hilfreich, denn wir müssen noch geschätzte 5 Stunden Auto fahren bis Las Vegas.
Ich übernehme die erste Schicht durch Los Angeles, weil ich die Karre schon aus den Sommerferien kenne und keine Mühe damit habe, mich wieder darin zurechtzufinden.
Wir fahren auf der Interstate 10 bis zum Abzweiger zur Interstate 15 nach Norden. Nachdem wir Los Angels hinter uns gelassen haben, fahre ich in den Bergen auf eine Ausfahrt und Jens übernimmt das Steuer.
Wir quasseln die ganze Zeit miteinander, um sicherzustellen, dass der Fahrer schön fit bleibt. Erstaunlicherweise ist fahren einfacher, als Beifahrer zu sein. Nach einigen Meilen bin ich todmüde auf dem Beifahrersitz, während das Fahren nicht sehr ermüdend war.
Nach weiteren Meilen durch die Nacht, wechseln wir wieder bei der Ausfahrt 233 (Rasor Rd). Ich fahre weiter bis an die Grenze von Nevada. Die Grenze ist Nachts sehr gut sichtbar – dunkle Wüste und plötzlich ein heller Streifen Lichter. Da fangen die Casinos an. 🙂
Beim Primm Valley Resort & Casion an der Grenze fahren wir an die Tankstelle und genehmigen uns einen Kaffee und etwas Nachschub Cola und Wasser. Jens übernimmt das Steuer nochmals bis nach Las Vegas.
Final Destination
Nach ziemlich genau 5 Stunden Fahrt stellen wir unser Auto im Parkhaus des Paris Hotels ab und schleppen uns mit unseren Koffern zur Rezeption. Der Checkin geht schnell – leider ist kein Zimmer mehr mit Stripview zu haben. Egal, wir haben eh nicht vor, lange wach zu bleiben.
Kurz vor Mitternacht sind wir endlich im Zimmer. Wir haben nicht mal mehr die Energie, das Zimmer zu knipsen. Die Zähne putzen wir mit der Zahnbürste aus dem Hotel in London, weil die schneller griffbereit ist, als die aus dem Koffer. Und ab ins Bett….