Samstag, 15. Juli 2017: Zürich – New York

Auf geht’s!

Morgenstund hat… ah Blödsinn. Um 05:15 Uhr steht keiner gerne auf. Aber heute machen wir mal ’ne Ausnahme. Kurz vor 6 fahren wir los.

Die Trumpfkarte im bleichen Haus hat die Devise „extreme Vetting“ ausgegeben, was bedeutet, dass man für USA Flüge wohl besser 3 statt 2 Stunden vor Abflug am Lufthafen sein soll.

Zum Glück haben wir nicht viel Verkehr und sind um halb Sieben im Parking. Hier lassen wir unsere Karre die nächsten 4 Wochen stehen. Ein Foto hilft uns später, das Ding wieder zu finden – wer merkt sich schon 4 Wochen lang eine Parkplatznummer, geschweige denn das Stockwerk? Wir hoffen uns dann noch zu erinnern, im welchem Parkhaus der Dino-Verdunster steht…

Hürdenlauf

Die übliche Flughafen-Tretmühle beginnt um 06:50 am Check-In Automat. Online-Check-In hat nicht funktioniert, weder mit der Website, noch mit der United App. Die Pässe müssen nach dem Maschinen-Check-In vor Ort noch von einer unterbezahlten, übermotivierten, geschulten Fachkraft geprüft werden. Ausserdem dürfen wir einem Airline-Fuzzi Fragen beantworten, die schon fast etwas creepy daherkommen. So fragt er die Kinder doch tatsächlich nach ihren Schulhäusern, Freunden, Lehrern und Hobbies. Soviel zum extreme Vetting. Weil Terroristen haben keine Background-Stories parat.

Ab zur Sicherheitskontrolle. Ein paar Asiatinnen rennen drängelnd und rempelnd an uns vorbei, um 30 Sekunden vor uns zur Security zu gelangen. Dumm nur, wenn man dann verpasst, seine Schuhe rechtzeitig auszuziehen und die Elektronik aus dem Handgepäck zu schälen…

Der Weg zum Terminal E ist Menschenleer. Heute ist doch Schulferienbeginn? Grosskampftag? Nö. Nix los.

Wir fläzen uns in’s Restaurant im E und bestellen erst Mal Frühstück. Die Bedienung ist ausnehmend freundlich – sowas gibt’s in der Schweiz eigentlich gar nicht. Sind wir etwa schon in den USA? Ja gut, wenn das so ist, dann gibt’s auch Tip. Muss ja passen.

Entspannung

Bis zum Frühstück war ja Stress. Anfahrt, Check-In, Security, Transit zum Terminal. Jetzt herrscht Entspannung pur. Wir warten eigentlich nur noch auf’s Boarding. Allerdings fliegt unser Vogel erst um 10 Uhr und es ist grad‘ mal nach acht. 3 Stunden zu früh am Flughafen zu sein war wohl Overkill. Aber better safe than sorry.

Das Schild, dass die Besucherterrasse geschlossen sei, erlischt. Ja dann. Rauf da, Flieger gucken. Spielen. 🙂

Wir erwischen sogar unsere Maschine, wie sie landet.

Unsere Mühle beim Taxi zum Standplatz.

Später spazieren wir gemütlich zum Gate und warten noch ein paar Minuten bis zum Boarding.

10:30 Uhr ready for pushback. Eigentlich. Aber die Air Traffic Control Kanada meldet: Luftraum überlastet. Wir müssen warten.

Godot

Wenigstens die Aussicht ist nett.

11:20 Uhr endlich Pushback. Aber auf dem Rollfeld halten wir wieder an. Weitere 20 Minuten warten wir. Wasser und Snacks werden verteilt. Naja. Immerhin hab‘ ich Platz. Economy Plus sei dank.

11:50 Uhr ist es dann endlich so weit. Abflug.

Wir drehen ab und winken unserer Homebase goodbye.

Es geht über den Bodensee, also wohl eher eine nördliche Route.

Nö. War wohl nix mit der nördlichen Route, über Luxemburg drehen wir nach Süden ab. Der Pilot wird schon wissen, wo’s nach Newark geht.

Das Futter ist eher mau.

Dafür gibt’s später Glacé. Und Filme. Und Kälte. Verdammt ist das kalt in der Kiste. Die Flight Attendants nehmen unsere mehrfachen Anfragen nach Zusatzdecken lächelnd entgegen. Ignorieren tun sie sie auch. Vermutlich auch lächelnd. Who knows?

New York

Der Anflug nach Newark ist zwar ruhig, aber leider ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, als dass man zur Skyline von Manhatten rübersehen könnte. Wenigstens gibt’s eine schöne Raffinerie, wo regelmässig etwas Gas aus den Schornsteinen abgefackelt wird.

Landung sanft. Alle raus. Allgemeiner ich-muss-dringend-zur-Toilette-Geschwindigkeits-Speedwalk zur Immigration.

An der Immigration dann: Arbeitsverweigerung. Der Immigration-Officer tippt etwas am Computer rum. Verlässt sein Aquarium und plaudert etwas mit den Kollegen ein paar Glaskästen weiter. Kommt zurück. Und wiederholt das Spiel noch ein paar Mal. Abfertigen tut der keinen. Nicht in den 30 Minuten, die wir in der Schlange da vor seinem Kasten stehen.

Esther stellt sich mit Anna bei der Queue des Nachbar-Glaskastens hinten an, in der Hoffnung, dass dort vielleicht mehr als Gletscher-Speed herrscht. Und tatsächlich, die Schlange bewegt sich. Wir wechseln alle zu dieser Schlange und es hilft: Fünf Minuten später sind wir dran. Am „Original“-Schalter ist immer noch kein Mensch abgefertigt in der Zwischenzeit.

Der Officer fragt, was wir so machen. Wie lange wie bleiben. Etwas Smalltalk über unsere geplante Route, Benzinpreise und Europaferien. Dann winkt er uns durch. Keine Fingerabdrücke, keine Fotos, er macht noch nicht mal einen Stempel in unsere Pässe. Einzig den weissen Zettel für den Zoll stempelt er und unterschreibt ihn. Krass. Offiziell bin ich wohl gar nicht in die USA eingereist oder was? Ach egal: Drin! Wie der AOL-Bobbele.

Manhattan

Der Limo-Driver unseres Dial7 SUV wartet schon nach der Gepäckausgabe. Mit ihm fahren wir entspannt und bei nettem Smalltalk nach Manhattan rein.

Wir beziehen unser sehr zentrales Hotel am Times Square. Das Doubletree Suites ist wirklich so zentral gelegen – besser geht’s nicht. Das hat aber auch Nachteile. Kommt noch. Jedenfalls ist das Zimmer für New Yorker Verhältnisse recht gross. Das ist nett nach der anstrengenden Anreise. Man will ja nicht mit den Kids im gleichen Bett pennen müssen.

Im Zimmer kommt Jonas kleinlaut zu Mami. Er hat sein Handy im Auto vergessen. Ah ja. Sowas braucht man ja wie ein Loch im Zahn. Jetzt nur nicht schimpfen, der Bub heult eh schon wie ein Schlosshund. Zum Glück hab‘ ich eine US-SIM-Karte im Handy und kann die Dial7 Hotline erreichen. Die versprechen, den Fahrer zu kontaktieren. Ich geb‘ ihnen noch meine US-Mobilenummer. Mehr kann ich im Augenblick nicht tun.

Bevor wir uns in die Heia schwingen, suchen wir was in der Nähe zum Abendessen. Früher gab’s am Times Square alles. Sbarro. Dunkin‘ Donuts. Pizza Hut. Jetzt entdecke ich nichts mehr dergleichen. Bin ich zu müde, oder sind die Läden alle verschwunden? Um die Ecke gibt’s jedenfalls ein TGIF. Nicht meine erste Wahl, aber es reicht für ein paar Fritten und einen Burger.

Die Kids schlafen fast ein beim Essen. Ab in’s Hotel zurück. Unterwegs kaufen wir ein paar Wasserflaschen bei einem Food-Truck. 2 Dollar pro Fläschchen. Whaaaaa! Times-Square-Preise!

18:20 ist Lichterlöschen. 18:50 kommt ein Anruf von Dial7. Der Fahrer kommt am Times Square vorbei. Ich werfe kurz ein paar Klamotten über’s Pyjiama und watschle zum Hoteleingang runter. Ein paar Minuten später krieg‘ ich das Mobile meines Juniors zurück und der Fahrer ein fettes Tip. Dial7. Kann man nur weiterempfehlen!

19:15 darf dann auch ich ins Bett, wo der Rest der Familie schon im Traumland schlummert.

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